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Ein Engel fliegt weiter

News / Aktuelles

Es ist das Jahr 2014. Die 1. Herrenmannschaft der VfL AstroStars Bochum hat ihr Aufstiegsjahr in der Pro B gemeistert. Die Rundsporthalle glänzt in ihrem blauen PVC-Boden, Kai Schulze wurde gerade zum Headcoach der Pro B befördert und ein Engel kommt dazu.

Denn im Sommer erhält Felix Engel eine Facebook-Nachricht von eben jenem Trainer. „Mir gefällt, was Du bei den Schwelmer Baskets für eine Rolle gespielt hast, und ich will nächstes Jahr mit einem deutschen Point-Guard in dieser Liga an den Start gehen.“, heißt es in der Nachricht.

„Das, was mich von Anfang an diesem Verein überzeugt hat, war die Wertschätzung, der Respekt und das Vertrauen, das man mir entgegenbrachte. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an meine erste Begegnung mit HP. Er hat mich damals persönlich vom Hauptbahnhof in Bochum abgeholt und ist mit mir in die Rundsporthalle gefahren, um mit mir über meinen ersten Vertrag zu sprechen. Als dann alles in trockenen Tüchern war ist Otto Hetzscholdt (1. Vorsitzender des Vereins) mit einem Van zu mir nach Köln gefahren und hat mir persönlich beim Verladen meiner Sachen geholfen, als der Umzug anstand.“, schwelgt der Nachwuchstrainer in Erinnerungen und fügt hinzu: „das war einfach ein schönes Gefühl und hat einen sehr familiären Eindruck bei mir hinterlassen.“

Der Spieler

Fünf Spielzeiten später stehen nach 118 offiziellen Ligaspielen, 64 Siege, 54 Niederlagen, 1096 Punkte, 593 Assists, 433 Rebounds, 2 Double-Doubles und ein Triple Double in den Büchern.

Das sind die nackten Zahlen auf, die der gebürtige Braunschweiger in seiner aktiven Zeit bei den AstroStars zurückblicken darf.

Jedes Mal erreicht der langjährige Kapitän die Playoffs mit der Mannschaft. In der Spielzeit 2016/17 reicht es sogar bis ins Halbfinale. Gegen das Farmteam von ratiopharm Ulm, den Weißenhorn YoungStars, scheitert man in drei Spielen denkbar knapp am Aufstieg.

Zwei Jahre später, der sportliche Rückschlag. Nach dem Jahreswechsel wird die gleiche Hüftverletzung, wie schon vor acht Jahren, beim Spielmacher diagnostiziert. Dieses Mal auf der rechten Seite: Cam Impingement. Und das ausgerechnet während seiner statistisch effektivsten Saison. In dieser Zeit wirft der deutsche Guard 55 Prozent aus dem Zweierbereich, 32 Prozent jenseits der 6,75m und knapp 90 Prozent an der Freiwurflinie. In fast 30 Minuten Spielzeit füllt der Aufbauspieler den Statistikbogen mit 12,4 Punkten, 5,5 Assists und 4,1 Rebounds pro Spiel, die ihm eine Effektivität von 14,9 bescheren.

Während seiner aktiven Zeit erlebt der Spieler mit der Trikotnummer „9“ Kai Schulze und Gary Johnson als Headcoaches. Petar Topalski ist die feste Konstante in der Rolle des Co- Trainers, zu dem er heute noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Neben dem Bulgaren gibt es noch eine andere Konstante und die ist Hans-Peter Diehr, kurz HP. Über die Jahre baut der Manger und Finanzvorstand des EV’s eine enorm vertrauensvolle Basis für den ehemaligen U20 Nationalspieler und schafft es immer wieder, trotz anderer Angebote, den Sportstudenten für den Club und diesen Standort zu gewinnen. 

 

Der Coach

Neun Saisons später steht im sportlichen Lebenslauf des Übungsleiters der AstroStars folgendes: U10, U12, U14 und U16 Mannschaften trainiert und gecoacht. JBBL-Aufstieg mit den Carbon Baskets und Abstieg. B-Lizenz Prüfung nicht bestanden. Metropl Baskets Aufstieg und Abstieg. B-Lizenz Prüfung bestanden. Seit 2017 Jugendkoordinator für den männlichen Bereich und insgesamt 31 Gesamttrainersitzungen/Coach Clinics/Lehrerfortbildungen durchgeführt, Wolverine: Regenerationsprogram ins Leben gerufen, Mensch, Malocher, Basketballer Konzept entworfen, Pre-Practice und Cool-down Routinen etabliert, Interimscoach der Pro B 2019, Bio-Banding (Breaking Bounds) Idee initiiert, Kleingruppentraining (Prospects Practice) aufgebaut, Berufung als Co-Trainer von U15- und U16-Nationalmannschaft als Assistant Video-Scout, GameChanger Ausbildung absolviert, Coaching Absolvent der Erfolgstrainer im Führen von wirkungsvollen Coachinggesprächen und Internatsstrukturen für Kaderspieler am Olympia Stützpunkt in Wattenscheid wiederaufleben lassen.

All das sind Projekte und Herausforderungen auf die der mittlerweile in Gelsenkirchen-Buer wohnende Trainer zurückblicken darf.

Gerade in der Zeit von sportlichen Abstiegen oder beruflichen Rückschlägen spürt der ehemaliger ProB Spieler weiterhin Vertrauen aus dem Verein von Jürgen Mühlenbein als Geschäftsführer, HP, Silke Sondermann als Sportvorstand und heute Olaf Amoneit als Bereichsleiter der Jugend. Und: 2019 kam mit Felix Banobre jemand der einzig und allein für Basketball lebt. Der Spanier erkennt seinen Wissensdurst und nimmt ihn in den ersten Monaten unter seine Fittiche. Auch in den Jahren danach gibt es einen intensiven Austausch, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung in Bezug auf die fachliche Kompetenz des anderen.

Das Durchhaltevermögen, die harte Arbeit und die Geduld der vergangenen Jahre zahlen sich aus. Gerade die Ergebnisse in den vergangenen sprechen für sich.

Herauszuheben ist die JBBL-Spielzeit 2021/22: Hauptrundenerster, keine einzige Niederlage während der gesamten Playoffs. TOP 4 Teilnahme. Dieses Ergebnis kann selbst die Halbfinalniederlage gegen den späteren JBBL-Meister ratiopharm Ulm nicht schmälern.

JBBL-Trainer des Jahres: Felix Engel. Ende der dreijährigen Nachwauchstrainerausbildung: Jahrgangsbester. Während der Zeit als hauptamtlicher Trainer entstehen Freundschaften zu den anderen Coaches. Besonders zu Yannik Rupprecht und Mykee Minnerop beim VfL und Karsten Gasper und Nils Stachowiak im Metropol Projekt.

„Es ist schwer zu beschreiben was HP, Jürgen, Silke und Olaf auf Vorstandsebene und meine Trainerkollegen auf sportlicher Ebene in diesen herausfordernden Jahren für eine Rolle in meinem Leben gespielt haben. Selbst zu unseren Hausmeistern Thomas Bisplinghoff und Annette Aufermann ist ein besonderes Verhältnis entstanden, weil man sich so oft begegnet ist.“, resümiert der mittlerweile zweifache Vater.

Der Mensch

„Lange Zeit war ich ein Gefangener meiner Interpretationen und dadurch gedanklichen Verwicklungen meines Verstands. In meinen ersten Jahren im Verein haben mich oft Fragen beschäftigt wie: Was denken wohl die anderen über mich, wieso bin ich nicht erfolgreich oder warum bin ich eigentlich nicht gut genug? Einige Erfahrungen und Erkenntnisse später wurde daraus: Wie will ich eigentlich als Trainer wirken? Welche Haltungen vertrete ich, also was ist mir wirklich wichtig und was will ich eigentlich? Das war ein spannender Prozess und auch da hieß es ausprobieren, hinfallen, wiederaufstehen und weiterausprobieren. Die schon genannten Menschen standen immer an meiner Seite und dafür bin ich unendlich dankbar.“, resümiert Felix die neun Jahre beim VfL und ergänzt: „Vielleicht geht es im Leben nicht darum glücklich zu sein, in dem man alles hat, was man sich wünscht, sondern jemanden zu werden der immer wieder einen Zustand wiederherstellen kann, indem man mit sich selbst im Reinen ist. Weniger interpretiert und die selbsterschaffenen Verwicklungen seines Verstands entwickelt. Einfach neue Herausforderungen begrüßt und das Spiel des Lebens mit Neugier, Begeisterung und viel Lebendigkeit spielt. Eben genau so wie wir als Kinder auf diese Welt kommen.“

Sicherlich wird unser Jugendkoordinator sich genauso den kommenden Herausforderungen widmen. Denn nach längeren Gesprächen ist klargeworden, dass die Anforderungen, die aus Vereins- bzw. Vorstandsebene bestehen, nicht zu den aktuellen Bedürfnissen des Familienvaters passen.

„Mir war es immer wichtig, die Begegnung mit den anderen Menschen, egal in welcher Funktion sie mir gegenüberstanden in einer wertschätzenden Art und Weise zu führen. Sie als Subjekt wahrzunehmen und nicht als Objekt meiner eigenen Ziele und Bedürfnisse. Ich hoffe, dass mir das gelungen ist und bin dem Verein und vor allem den verantwortlichen Menschen für das entgegengebrachte Vertrauen sehr dankbar.“, blickt der Ehemann abschließend zurück.

Es ist das Jahr 2023. Die 1. Herrenmanschaft der heutigen VfL SparkassenStars Bochum hat gerade knapp die Playoffs in der Pro A verpasst. Die Rundsporthalle leuchtet mit ihren LED- Banden und Parkettboden in einem anderen Licht, Felix Banobres Vertrag wurde gerade für drei weitere Jahre verlängert und ein Engel fliegt weiter.

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